Nächster Halt Tarifa: Mit dem Zug an den südlichsten Ort Europas
Eine Reise ans Meer. Genauer gesagt, an den südlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Hier, wo das Mittelmeer auf den Atlantik trifft, streckt sich die andalusische Hafenstadt Tarifa gen Afrika.
Das Besondere an dieser Reise: Mehr als 2.500 Kilometer habe ich nur mit dem Zug und die letzte Etappe mit dem Bus zurück gelegt. Ohne Flugzeug oder Auto habe ich mich fortbewegt und bin, mit einigen Stationen, in zehn Tagen von Frankfurt am Main nach Tarifa gereist.
Nun stehe ich hier an der Bucht vor der Isla de Las Palomas, blicke auf die Berge Marokkos am Horizont und frage mich, ob das euphorische Gefühl, dass mich überkommt ein anderes wäre, wenn ich mit dem Flugzeug anstelle des Zugs gereist wäre.
Vielleicht ist es ein bisschen wie beim Wandern.
Man muss sich den Blick von oben verdienen. Mit der Seilbahn hinauf auf den Gipfel ist irgendwie nur die halbe Freude, oder?
Meine Erfahrungen, Tipps und Highlights für diese Zugreise durch den Süden Frankreichs und Spaniens teile ich in diesem Beitrag mit euch.
Inhalt
Südeuropa mit dem Zug entdecken
1. Station: Marseille
Von Frankfurt am Main findet man günstige Direktverbindungen mit dem TGV in die Provence. Mein erster Halt bringt mich in die Hafenstadt Marseille.
Die älteste und zweitgrößte Stadt Frankreichs hat mich von der ersten Minute verzaubert. Eine aufregende Mischung erwartet euch in der Metropole am Mittelmeer. Mal zeigt sich Marseille schillernd, mal kreativ und multikulturell. Andere Ecken umweht ein morbider Charme.
Neben dem berühmten Vieux-Port hat mich das historische Viertel Le Panier begeistert. Genauso wie die malerischen Häfen Port du Vallon des Auffes und der Port de Malmousque im Westen der Stadt.
Übernachten in Marseille: Stilvoll residiert man im umweltfreundlichen Hôtel Belle-Vue* mit sensationellem Blick auf den Alten Hafen. Preiswerte Alternative mit einfachen Zimmern ist das Ibis Styles* nur wenige Gehminuten vom Fuße der imposanten Treppe des Bahnhofes Saint Charles.
Essen gehen in Marseille: Die vielleicht beste Pizza gibt’s im L’Eau à la Bouche, das cremigste Bio-Eis bei Le Glacier de la Corniche. Typisches Gebäck für die Region sind Navettes mit Orangenaroma.
Nicht verpassen: Zum Sonnenuntergang hinauf zum Wahrzeichen Marseilles, der Basilika Notre-Dame de la Garde.
Mein Zugreise-Tipp: Anstelle das Gepäck die 103 Stufen der Bahnhofstreppe herunter und hinauf zu hieven, könnt ihr die Rolltreppen in der Metrostation des Gare Saint-Charles nutzen.
2. Station: Barcelona
Wie es einem gelingt zwei Tage in Barcelona zu verbringen und weder der Sagrada Familia noch dem Park Güell einen Besuch abzustatten? Man schließt sich einem Ukulele spielendem Straßenmusiker und seinen zwei Hündinnen an und macht einen Ausflug auf einen der Hausberge Barcelonas – dem Tibidabo – anstatt die Hauptartaktionen abzuklappern.
An dem anderen Tag flanierte ich die Strandpromenade entlang und spazierte durch die verwinkelten Gassen des Barri Gòtic. Gaudis Meisterwerke besuche ich bei meiner nächsten Städtereise in die spanische Metropole.
Übernachten in Barcelona: Sehr zentral, unweit zum Stadtstrand Barceloneta und am Rande des gotischen Viertels, liegt die preiswerte Pension Hostal Orleans*.
Essen gehen in Barcelona: Unbedingt im veganen und vegetarischen Restaurant Rasoterra das saisonale 7-Gang Gourmet-Menü genießen.
Nicht verpassen: Ausgiebiger Streifzug durch das Barri Gòtic.
Mein Zugreise-Tipp: Bei der Weiterreise am Bahnhof Barcelona-Sants genügend Puffer einplanen. Die Sicherheitskontrolle vor Ort ist nur halb so wild, nimmt aber etwas Zeit in Anspruch.
3. Station: Córdoba
Weltweit hat keine andere Stadt mehr UNESCO-Welterbestätten vorzuweisen, als Córdoba. Gleich vier an der Zahl erlebt ihr in der andalusischen Stadt. Nämlich, die Moschee von Córdoba, das historische Stadtzentrum, die Medina Azahara und das Festival der Innenhöfe. Bei letzterem werden jedes Jahr im Mai die für Andalusien berühmten Patios geschmückt und sonst verschlossene Tore für Besucher geöffnet.
Abseits der Moschee habe ich Córdoba als herrlich unaufgeregt und authentisch wahrgenommen. Wenige Autos fahren durch die engen Gassen und auf zahlreichen Plätzen laden tolle Restaurants zum Genießen köstlicher Tapas ein.
Übernachten in Córdoba: Gemütliche Studios mit Liebe zum Detail eingerichtet erwarten euch in La Casa del Rio*.
Essen gehen in Córdoba: Das Restaurante La Boca bietet ein vorzügliches vegetarisches Mittagsmenü im schicken Ambiente. Oder ihr lasst euch draußen unter den Orangenbäumen nieder.
Nicht verpassen: Unbedingt den Palacio de Viana besuchen. Vor dem Palazzo stehend, ahnt man nicht was sich hinter den Mauern für Schätze verbergen.
Mein Zugreise-Tipp: Am Bahnhof in Córdoba ins Taxi hüpfen anstatt sich mit dem Busfahrplan auseinanderzusetzen. Für die Fahrt in die Altstadt habe ich keine 5 Euro bezahlt.
4. Station: Sevilla
Bereits in Córdoba habe ich mich an den vielen Orangenbäumen erfreut. In Sevilla findet diese Begeisterung ihren Höhepunkt. Regelrecht berauscht schlendere ich durch die Straßen des malerischen Stadtviertels Santa Cruz.
Anschließend verfalle ich im Palacio de las Dueñas erneut in heftiges Schwärmen. Der imposante Palast aus dem 15. Jahrhundert vereint gotische und maurische Einflüsse. Noch eindrucksvoller sind jedoch die Innenhöfe und Gärten – wunderschöne Oasen inmitten der Stadt. Einen Katzensprung entfernt, findet man eine Attraktion, die so gar nicht ins Stadtbild passen mag. Dennoch ist der futuristische Metropol Parasol ein beliebter Ort. Auf einem Rundweg könnt ihr die Stadt von oben betrachten. Besonders schön, in den Abendstunden. Die Einwohner Sevillas nennen das Bauwerk übrigens „las setas“ – die überdimensionalen Pilze.
Übernachten in Sevilla: Im Herzen des Barrio Santa Cruz mit herrlicher Dachterrasse, ist das Hotel Murillo* eine gute Adresse.
Essen gehen in Sevilla: Unweit des Flusses Guadalquivir, der sich durch Sevilla schlängelt, lädt der Mercado Lonja del Barranco zum Schlemmen ein.
Nicht verpassen: Ein Besuch der Palastanlage Alcázar.
Mein Zugreise-Tipp: Das Hotel Murillo* liegt ideal, wenn ihr von Sevilla nach Tarifa weiterfahren möchtet, keine 15 Fußminuten vom Busbahnhof entfernt.
5. Station: Tarifa
Von Sevilla fahre ich die letzte Etappe mit dem Bus nach Tarifa. Bei der Fahrt zurück ans Meer erspähe ich sogar einige Flamingos. Gleich bei meiner Ankunft in Tarifa spüre ich die entspannte Atmosphäre, die hier herrscht. Hippe Cafés, reihen sich an kleine Boutiquen und Tapas Bars. Und natürlich werdet ihr an jeder Ecke daran erinnert, dass man an dem Surferhotspot Spaniens befindet. Jetzt im Winter erlebe ich in Tarifa einsame Strände. Lediglich einige Kiter sind mit ihren Boards unterwegs.
Auch am Abend zieht es mich ans Meer, auf den Damm, der zu der Isla de Las Palomas führt. Links das Mittelmeer, rechts der Atlantik und die Lichter Tangers, die so nah erscheinen. Die Sonne versinkt am Horizont und sorgt für ein faszinierendes Farbspiel. Die Sonnenuntergänge in Tarifa – vielleicht sind es die schönsten überhaupt.
Übernachten in Tarifa: Ich hatte leider eine schlechte Wahl bei meiner Unterkunft getroffen. Das nächste Mal würde ich mich für das Hotel Hurricane* entscheiden, die Empfehlung einer Bekannten.
Essen gehen in Tarifa: Von morgens bis abends gibt’s im sympathischen Café 10 gesunde Gerichte.
Nicht verpassen: Einfach mal Nichts zu tun und die Nähe zu den Meeren in vollen Zügen zu genießen.
Tipp: Von Tarifa verkehren Fähren nach Marokko. Wer auf den afrikanischen Kontinent übersetzen möchte, sollte seinen Reisepass nicht vergessen.
Nützliche Tipps für deine Zugreise durch Europa
Beste Reisezeit: Ich war von Mitte Februar bis Anfang März unterwegs. Perfekt, um dem deutschen Winter zu entfliehen und in Südfrankreich und Spanien mit den ersten Frühlingsvorboten verwöhnt zu werden. Inklusive dem herrlichen Duft der blühenden Orangenbäume.
Allerdings kann es in Südeuropa im Winter nachts kalt werden und nicht alle Unterkünfte verfügen über eine Heizung. Wer es gern mollig warm mag, sollte bei der Buchung des Hotels darauf achten.
Praktische Apps: Die Zug- und Bustickets habe ich mit der App Omio gebucht. Für die Orientierung vor Ort schwöre ich auf die App Maps.me. Die Offline-Karten könnt ihr einfach herunterladen, so könnt ihr euch auch ohne Internet mit GPS navigieren. Außerdem werden mögliche Verbindungen mit dem öffentlichen Nahverkehr angezeigt und ihr könnt Hotels, Cafés, Sehenswürdigkeiten mit Lesezeichen versehen.
Kosten: Die Zug- und Bus-Reisekosten nach Tarifa beliefen sich auf 327,50 Euro, inklusive Erste-Klasse-Ticket, dass ich mir von Frankfurt nach Marseille geleistet habe. Sparen könnt ihr zudem, wenn ihr die Reise nicht zu spontan bucht und auf manchen Strecken mit dem Bus reist. Von Marseille nach Barcelona gibt es zum Beispiel eine Nachtbusfahrt.
Für die Rückreise könnt ihr ich je nach Zeit, die euch zur Verfügung steht, die Fahrt mit dem Zug Richtung Heimat fortsetzen. Oder ihr steuert einen der Flughäfen in Andalusien an, z.B. in Jerez de la Frontera.
Weitere sehenswerte Stationen in Frankreich und Spanien: Eine ganze Reihe weiterer toller Städte warten darauf die Reise beliebig zu verlängern oder abzuwandeln. Wie wäre es mit: Straßburg, Lyon, Aix-en-Provence, Granada, Cadiz, Jerez de la Frontera oder Malaga?
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2 COMMENTS
Tobias Müller
4 Jahren agoVielen Dank für den Beitrag zu Zugreisen in den Süden Europas. Mein Onkel setzt sich für den Gleisausbau ein und das Bauen lassen von neuen Bahnanlagen. Gut zu wissen, dass man den Süden Frankreichs und Spaniens bequem mit dem Zug bereisen kann.
Sarah
4 Jahren ago AUTHORSehr gerne. 🙂