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After the Storm

Am nächsten Tag wieder aufbrechen und weiter wandern? Undenkbar nach unserem Horrortag in den Bergen. Aus der einen geplanten Nacht in Inchnadamph wurden drei. Frithjof und ich brauchten eine Weile, um unsere Wunden zu lecken. Dafür war die kleine Ortschaft genau das Richtige.
Eine Gruppe Geologiestudenten aus Hamburg hielt sich zeitgleich mit uns in der gemütlichen Lodge auf und versorgte uns rührend. Noch am Abend unserer Ankunft, als wir klatschnass, verschlammt und mit Angst in den Augen in den Gemeinschaftsraum einfielen, brachte uns Hanno Bananen und Kitkats und Philipp verköstigte uns mit einem köstlichen Blumenkohlauflauf.

Kraft tanken, das Erlebte verarbeiten. Die drei Tage in Inchnadamph, umgeben von vielen lieben Menschen, die uns auffingen und uns Mut machten, waren genau das was wir in diesem Moment brauchten. Im Supermarkt des kleinen Nachbarortes kauften wir ein und revanchierten uns bei den netten Hamburgern mit selbst gebackenem Apfelkuchen. Nachmittags saßen wir vor der Lodge in der Sonne und sahen zu den Bergen hinauf über die wir gekommen waren.

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Am zweiten Tag nach unserer Ankunft saß, frisch eingetroffen, ein zweites deutsches Pärchen auf der Couch vor der Rezeption. Mit verschreckten Augen und wundem Knie. Als wir uns eine Weile mit Melina und Dominique aus Köln unterhalten hatten, erlebten Frithjof und ich ein Déjà-vu. Die zwei hatten so ziemlich das gleich durchgemacht wie wir – nur um einen Tag versetzt. Und auch sonst gab es auffällig viele Parallelen. Die beiden Kölner waren genau wie wir den Cape Wrath Trail gewandert, starteten aber auch erst in Ullapool und hatten sich, welch Überraschung, Sandwood Bay als Ziel gesteckt. Beim Erzählen stellten wir fest, dass sich unsere Wege schon mehrmals gekreuzt hatten. Mal überholten sie uns. Mal wanderten wir nur wenige Kilometer vor ihnen. Sie waren das Paar, das in der Nacht im Schoolhouse Bothy neben uns schlief, wir aber nie zu Gesicht bekamen.
Und auch sie hatten einen schrecklichen Tag in den Bergen hinter sich. Milena und ich teilten das Schicksal, dass wir nicht mehr ganz so gut zu Fuß waren. Sie hatte sich am Knie verletzt, ich war wegen meiner Blutergüsse an den Zehen beeinträchtigt. Auch Dominique und Milena mussten ihren ursprünglichen Plan umwerfen. Die nächste Etappe war laut Reiseführer um einiges heftiger als die Letzte – das bestätigten uns auch zwei erfahrene Wanderer, die den Weg abbrachen und in die Lodge zurück kamen.

Wir überlegten hin und her. Gab es eine Möglichkeit doch noch zum entlegenen Sandwood Bay zu kommen? Wie gern wollten wir unsere Reise nach Schottland mit diesem Erlebnis abrunden und damit die  finsteren Moment etwas überschatten. Nach dem Wälzen unserer Karte und dem Reiseführer, entschieden wir uns an die Nordküste nach Durness zu trampen, anschließend nach Kinlochbervie zu fahren – mit etwas Glück ebenfalls mit einer Mitfahrgelegenheit – und von dort an die letzten Kilometer zu Fuß nach Sandwood Bay zu gehen.
Milena und Dominique fassten einen ganz ähnlichen Plan. Und wer weiß, vielleicht würden wir uns ja noch einmal in den schottischen Highlands begegnen.

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Mainzerin Sarah packt regelmäßig das Fernweh und kurz darauf ihren Koffer, um neue, faszinierende Orte zu bereisen oder an alte, lieb gewonnene zurückzukehren. Und obwohl sie gelegentlich von einem Neuanfang an einem anderen Ort träumt, einem kleinen Haus in der Toskana mit Klappläden an den Fenstern und Zitronenbaum im Vorgarten oder von einer Stadtwohnung in Lissabon mit Blick auf den Tejo, ist Mainz eben doch ihre Stadt des Herzens.

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