Fernweh Deutschland: Eine Buch-Empfehlung von Herzen
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Neulich hatte ich einen kleinen Disput mit einem Freund aus Italien. Er wollte mir partout nicht glauben, dass sich Deutschlands Küsten nicht vor denen Italiens zu verstecken brauchen. Mag sein, dass das Wasser an der Nordsee nicht so karibikblau ist, wie auf Sardinien. Dafür beeindrucken die Landschaften in Norddeutschland mit ihrem ganz eigenen Charme, nämlich mit dieser einzigartigen Weite.
Wie einmalig schön Deutschlands Küsten sind, das zeigt Julia von dem Reiseblog Bezirzt in diesem Gastbeitrag. Allesamt stammen aus ihrem Buch Fernweh Deutschland, in dem Julia ihre Leser an Naturparadiese in ganz Deutschland entführt. Also Bühne frei, für ganz viel Küstenzauber.
Fernweh Deutschland: Urlaub an der Küste
Die Haare wehen im Wind, in der Nase der Duft des salzigen Wassers, der Blick geht in die Weite – die Sehnsucht nach dem Meer ist tief in uns verankert. Kein Wunder, kaum hat man den ersten Blick auf die Wellen geworfen, macht sich in uns Urlaubsgefühl breit. Dass sich das Meerweh auch sehr gut in Deutschland stillen lässt, ist nicht erst seit Corona bekannt. Das Beste: Die Nord- und Ostsee sind nicht nur Ziele für die Sommerferien, sondern auch im Herbst und Winter eine Reise Wert.
Sylt – Zwischen Klischee und Tiefenentspannung
Gosch, Sansibar, Edelboutiquen und endloser Strand – Sylt gilt, mit all seinen Klischees, als die Lieblingsinsel der Deutschen. Die letzten Kilometer führen mit dem Zug über den elf Kilometer lange Hindenburgdamm, rechts und links nur Wasser. Wer am Bahnhof in Westerland ankommt, wird auf dem Vorplatz von den „Reisenden Riesen im Wind“ begrüßt, die ziemlich deutlich machen, auf was man sich hier einstellen muss: Eine starke Brise. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ – dieses Sprichwort darf man sich auch für Sylt hinter die Ohren schreiben. Nicht umsonst gehören Friesennerz und gesteppte Daunenjacken teurer Marken zum typischen Inseloutfit.
Westerland: Mehr als ein Ohrwurm
Zugegeben: Es gibt idyllischere Orte auf der Insel als Westerland. Doch die Inselhauptstadt mit Ohrwurmgarantie ist ein idealer Ausgangspunkt für einen Kurzbesuch. Westerland ist bestens ans Bus- und Bahnnetz angebunden, direkt am kilometerlangen Strand und der Hotspot für Hotels, Restaurants, Cafés und Bars.
Direkt von der Fußgängerzone im Ortszentrum geht es über die Kurpromenade zum pulverweichen Strand. Wo im Sommer Kinder Sandburgen im Akkord bauen und Windsurfer ihre Neoprenanzüge anziehen, geht es im Herbst und Winter ruhiger zu. Die Möwen kreisen über den Köpfen, der Wind bläst den Kopf frei. Doch die Sonnenstrahlen, die durch die Wolkendecken blinzeln, wärmen das Gesicht – perfekt für ausgedehnte Strandspaziergänge.
Kapitänsdorf Keitum
Von Westerland aus geht es mit dem Bus in nur 15 Minuten ins Kapitänsdorf Keitum. Wer durch das Dorf schlendert, hat das Gefühl, in die Vergangenheit der Insel zu reisen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Keitum Wohnsitz pensionierter Kapitäne. Die reetgedeckten Häuser im Dorf stammen aus der Zeit, in der der Walfang den Inselbewohnern Wohlstand brachte.
Mehr zur Historie und der Wohnkultur des 18. Jahrhunderts kannst du im Altfriesischen Haus erfahren. Heute reihen sich hier kleine gemütliche Cafés, Blumenläden und Designerboutiquen aneinander. Mitten im Dorf liegt ein Pferdehof mit Ställen und Reitplatz. In Keitum vermischen sich Tradition und Sylter Exklusivität und sorgen für den typischen Sylter Inselcharme.
Rügen – Kreidefelsen und Bäderarchitektur
Die Kreideküste Rügens ist eindrucksvoll. Schon die Künstler der Romantik waren von der Insel hin und weg. Caspar David Friedrich machte mit seinem Bild die Kreidefelsen weltberühmt. Heute wird der Friedrich-Ausblick vom Königsstuhl gut vermarktet und die Touristen kommen in Scharen. Doch ganz ehrlich: Die 9 Euro Eintritt kann man sich sparen. Wer von Sassnitz nach Lohme, oder umgekehrt wandert, der bekommt auch außerhalb des Königsstuhls einen Postkarten-Ausblick nach dem nächsten.
Auf dem Weg geht es durch den Nationalpark Jasmund mit seinen uralten Buchenwäldern. Die Alten Buchenwälder auf Jasmund gehören zu den letzten großen Buchenwaldgebieten Europas und wurden zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt. Die Kombination aus weißen Kreidefelsen, Buchenwäldern und der blauen Ostsee vor Augen ist einfach traumhaft schön. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich die Romantiker hier mit dem Skizzenbuch vorzustellen.
Von Strandvillen zu Ufos
Rügen ist ein Paradebeispiel für die Bäderarchitektur um 1900. Als sich hier alles, was Rang und Namen hatte, ein Häuschen für die Sommerfrische am Meer bauen ließ und der Rest in neuerrichteten Hotels residierte, entstanden in den Seebädern wie Binz und Sellin wunderschöne Villen. Neben der verspielten Bäderarchitektur mit der vielleicht schönsten Seebrücke Deutschlands in Sellin, prägen die urigen mit Reet gedeckten Fischerhäuser und Backsteinkirchen die Insel. Neben der klassischen Baukunst gibt es hier dank Baumeister Ulrich Müther auch herausragende Bauwerke der Moderne.
Neben der Strandmuschel in Sassnitz, die als Eventlocation dient fällt vor allem der ehemalige Rettungsturm in Binz aus den 1960er auf: Der Turm erinnert stark an ein Ufo und sorgt für verblüffte Gesichter. Das besondere Gebäude wird heute als Standesamt genutzt. Das größte Bauwerk der Insel ist das als KdF-Ferienbad geplante Bauwerk in Prora. 20.000 Urlauber sollte der «Koloss von Rügen» beherbergen. Der von den Nationalsozialisten beauftragte Bau wurde nie vollendet, heute befinden sich hier eine Jugendherberge und Luxuseigentumswohnungen. Unbeeindruckt von der Geschichte befindet sich vor dem Gebäudekomplex der vielleicht schönste Strand der Insel.
Usedom – Winterauszeit am Strand
Ganze 40 Kilometer feinster Sandstrand in Kombination mit vielen Sonnenstunden sorgen auf Usedom für Mittelmeerfeeling. Im Sommer wartet hier ein gigantisches Ferienparadies für Familien und Sonnenanbeter. Außerhalb der Hauptsaison wird es ruhiger. Das Kaiserbad Heringsdorf gilt als das «Nizza des Ostens». Seit über 200 Jahren ist Heringsdorf ein Synonym für die Eleganz der Kaiserbäder, denn hier verbrachte einst die Highsociety inklusive der Kaiserfamilie ihre mehrwöchige Sommerfrische. Bei einem Spaziergang zeigt sich noch heute der Prunk vergangener Zeiten.
In Heringsdorf gibt es auch Europas ersten Heilwald. Ganz in der Tradition des Waldbadens können sich Besucher von der Heilkraft der Bäume überzeugen lassen und zwischen den Bäumen frische Energie tanken. Bei schlechtem Wetter geht es ist die Schmetterlingsfarm in Trassenheide. Tausende bunte Falter flattern in der riesigen Freiflughalle umher. Mit den exotischen Pflanzen versprüht die Schmetterlingsfarm das Flair von tropischen Urlaubsländern. Auch für ein Wellnesswochenende ist Usedom eine gute Wahl, vor allem im Winter. Viele Hotels haben großzügige SPA-Bereiche und eine gute Auswahl an Saunen und Massageangebote. Aus der Panoramasauna im Strandhotel Heringsdorf schwitzt es sich mit Blick auf die Ostsee besonders atmosphärisch. Innen perlen die Tropfen an der Scheibe hinab, draußen rieseln die Schneeflocken aufs Meer.
Fernweh Deutschland
Noch mehr Inspiration für Urlaubsziele in Deutschland gibt es im Buch „Fernweh Deutschland. Naturparadiese direkt vor der Haustür entdecken“. Von der Nordsee über die Mittelgebirge bis in die Alpen gibt es zahlreiche Tipps für Urlaub in Deutschland. Strände, Wälder, Berge – hier zeigt sich einmal mehr, wie vielfältig die Naturlandschaften sind.
Julia Schattauer: Fernweh Deutschland. Naturparadiese direkt vor der Haustür erleben, 25,99 Euro. Erschienen beim Bruckmann Verlag.
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*Transparenz: Der Reiseführer wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
2 COMMENTS
Marie Krause
4 Jahren agoDas war wirklich ein schöner Beitrag über Reiseziele in Deutschland, vielen Dank! Wegen Corona konnten wir auch schon eine ganze Weile nicht mehr reisen und ich vermisse wirklich den Anblick vom Meer. Aber es stimmt, dass Deutschland da auch schon eine Menge zu bieten hat, man muss sich dafür nicht unbedingt auf stundenlange Flüge einlassen.
Sarah
4 Jahren agoGenau so ist es – in Deutschland gibt es auch so faszinierende Orte zu entdecken.
Ich hoffe auch sehr, dass sich die Lage schnell wieder entspannt.
Liebe Grüße,
Sarah